Verlassene Diamantenminen: Die Narben des Luxus

Im perfekten Glanz eines von Hand geschliffenen Diamanten vergisst man leicht, was er hinter sich lässt. Ist der letzte Karat erst einmal gefördert, was geschieht dann mit dem Land, das ihn hervorgebracht hat? Die verlassenen Diamantenminen, oft unsichtbar in den Erzählungen der Juwelierkunst, hinterlassen ein stilles, aber zerstörerisches Erbe. In einer Zeit, in der verantwortungsvoller Luxus an Bedeutung gewinnt, ist es entscheidend zu verstehen, was sich noch immer hinter dem Glanz eines Steins verbirgt.

Welche Arten von Diamantenminen gibt es?

Der Diamantenabbau erfolgt auf verschiedene Arten:

  • Tagebau: Riesige Krater, die in die Erde gegraben werden und sogar aus dem Weltraum sichtbar sind – wie zum Beispiel in Mirny, Russland.
  • Untertagebau: Tiefe Schächte, die den Kimberlit-Gängen folgen und insbesondere in Botswana oder Kanada genutzt werden.
  • Alluvialabbau: Diamanten werden aus Flussbetten gewonnen – eine Methode, die in Westafrika weit verbreitet ist und häufig in handwerklicher Form praktiziert wird.
  • Meeresbergbau: Das Absaugen des Meeresbodens vor der Küste Namibias – eine Methode, die die Ökosysteme stark belastet.

So unterschiedlich die technischen Verfahren auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: eine langfristige Auswirkung auf Landschaften und Gemeinschaften.

Die Schließung einer Mine: ein trügerisches Ende

Eine Diamantenmine stellt ihren Betrieb ein, wenn sie als unrentabel gilt oder das Vorkommen erschöpft ist. Im Durchschnitt beträgt die Lebensdauer einer industriellen Mine zwischen 10 und 30 Jahren, abhängig von der Größe des Vorkommens. Doch das Ende des Abbaus bedeutet keineswegs das Ende der Folgen. Im Gegenteil: Häufig beginnt damit ein langer Prozess des Verfalls, bei dem ein tiefgreifend gestörtes Gebiet zurückbleibt.

Einst artenreiche Landschaften werden entstellt. Tagebaue, die wie in Mirny (Russland) aus dem All sichtbar sind, hinterlassen gähnende Krater. Die Böden werden unfruchtbar, das Grundwasser kontaminiert, umgeleitete Flüsse finden nie zu ihrem ursprünglichen Gleichgewicht zurück. Chemikalien wie Zyanid, Chlor oder Kohlenwasserstoffe, die beim Abbau eingesetzt werden, dringen langfristig in den Boden ein und machen das Land unbrauchbar für Landwirtschaft und natürliche Regeneration.

Satellitenbild des Tagebaus Mirny in Russland (Quelle: Google Earth, Bild © 2024 Maxar Technologies / Landsat / Copernicus / Google)

Erhebliche soziale Folgen

Bergwerke, insbesondere in ländlichen Regionen, prägen ganze Wirtschaftssysteme. Ihre Schließung führt zu tiefgreifenden sozialen Brüchen:

  • Massenarbeitslosigkeit für die lokale Bevölkerung.

  • Zusammenbruch der regionalen Wirtschaft mit der Schließung von Geschäften, Schulen und öffentlichen Dienstleistungen.

  • Erzwungene Migration in andere Bergbauregionen oder in städtische Gebiete.

  • Verlassene Infrastrukturen: eingestürzte Gebäude, ungesicherte Schächte, anhaltende Umweltverschmutzung.

Einige ehemalige Abbaugebiete, wie Kolmanskop in Namibia oder Kleinzee in Südafrika, sind zu Geisterstädten geworden – teilweise wiederbesiedelt von illegalen Minenarbeitern, die ihr Leben riskieren, um ein paar vergessene Edelsteine zu finden (Quelle: NPR).

Ein schweres ökologisches Erbe

Verlassene Diamantenminen hinterlassen:

  • Riesige Krater oder künstlich eingeebnete Flächen,

  • Eine langfristige Verschmutzung von Böden und Gewässern,

  • Einen dramatischen Verlust an Biodiversität: Verdrängung von Tierarten, Zerstörung von Lebensräumen, ökologische Ungleichgewichte,

  • Eine Unfähigkeit der Landschaften, sich ohne menschliches Eingreifen zu regenerieren.

Die ehemaligen Abbaugebiete werden zu toten Zonen, unbrauchbar und geprägt von einem ökologischen Bruch, der mitunter irreversibel ist.

Die Renaturierung ehemaliger Minen: eine kostspielige Ausnahme

Einige Bergbauunternehmen geben an, Rehabilitationsprogramme umzusetzen – darunter Aufforstung, Wasseraufbereitung oder die Umwandlung der Abbaustätten in Parks oder künstliche Seen. Doch solche Initiativen bleiben die Ausnahme. Ihre Umsetzung ist teuer, langwierig und selten vollständig. In Ländern mit schwacher Umweltgesetzgebung bleiben diese Versprechen häufig folgenlos.

Ein Bericht des Intergovernmental Forum on Mining zeigt, dass weniger als 25 % der verlassenen Bergbaustandorte einer tatsächlichen langfristigen Umweltüberwachung unterliegen. Die übrigen bleiben offen, verschmutzt und gefährlich – mit Risiken wie Einstürzen, Krankheiten und sozialer Ausgrenzung für die betroffenen Bevölkerungsgruppen.

Stadt Kolmanskop in Namibia, im Jahr 1956 aufgegeben, nachdem die Diamantvorkommen in der Umgebung erschöpft waren.
(Quelle: Foto von Max Murauer auf Unsplash)

Hin zu einem luxuriösen Schmuck ohne Narben: die Entscheidung für einen Labor-Diamanten

Bei AGUAdeORO haben wir uns bewusst entschieden, nicht Teil eines zerstörerischen Abbauzyklus zu sein. Unsere Schmuckstücke werden ausschließlich mit im Labor gezüchteten Diamanten besetzt – unter ethischen und vollständig rückverfolgbaren Bedingungen gefertigt.

Diese Diamanten weisen dieselben Eigenschaften auf wie ihre abgebauten Gegenstücke: dieselbe chemische Zusammensetzung, derselbe Glanz, dieselbe Härte. Doch sie kommen ohne Bergbau, ohne Vertreibung von Gemeinschaften und ohne Zerstörung von Ökosystemen aus.

Wahrer Luxus hinterlässt keine Spuren

Ein Schmuckstück sollte niemals ein Synonym für Verwüstung sein. Bei AGUAdeORO glauben wir an eine ethische und nachhaltige Schmuckherstellung, bei der jedes Stück nicht nur Schönheit, sondern auch die Werte seiner Trägerin oder seines Trägers widerspiegelt.

Verlassene Minen sind die Narben eines alten Luxus. Unserer blickt in die Zukunft. Eine Zukunft, die von Steinen erleuchtet wird, die glänzen, ohne Spuren auf der Erde zu hinterlassen.

 

AGUAdeORO ist ein 2009 gegründetes Schmuckhaus mit Standorten in Genf und Zürich. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, ethisch hergestellten Schweizer Schmuck zu erwerben, der Nachhaltigkeit und Eleganz miteinander vereint.

 

Hauptbild: Saphirmine in Madagaskar (Foto: © Julie Zaugg, Public Eye)


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